Journal Hämatologie
Medizin
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Stammzelltransplantation: Chancen und Risiken der allo-HSCT

Die allogene hämatopoetische Stammzelltransplantation (allo-HSCT) zählt nach wie vor zu den wirksamsten Behandlungsmethoden für Patient:innen mit hämatologischen Malignomen. Sie kann auch andere Blutkrankheiten heilen, einschließlich angeborener genetischer Erkrankungen des hämatopoetischen Systems. Trotz ihres therapeutischen Potenzials besteht das Risiko einer akuten Graft-versus-Host Erkrankung (GvHD), einer schwerwiegenden Komplikation, die sowohl zur Morbidität als auch zur Mortalität beiträgt. Um der durch allogene Spender-T-Zellen verursachten GvHD entgegenzuwirken, haben Forschende verschiedene Strategien zur gezielten Modifikation dieser Zellen entwickelt. Frühe Ansätze nutzten Suizid-Gene, um ein Gleichgewicht zwischen GvHD-Kontrolle und der Erhaltung des Graft-versus-Leukemia Effekt (GvL) sowie der Immunrekonstitution zu schaffen. Inzwischen kommen zunehmend genetische Modifikationen, wie etwa tumorspezifische T-Zell-Rezeptoren (TCR) und chimäre Antigenrezeptoren (CAR), zum Einsatz, um die antitumorale Wirksamkeit von T-Zellen weiter zu verbessern.

Chiara Bonini: Wegbereiterin für genetisch modifizierte T-Zell-Therapien

Über 2 Jahrzehnte prägte Chiara Bonini, Ärztin und Professorin der Hämatologie an der Universität Vita-Salute San Raffaele und Leiterin der Abteilung Experimentelle Hämatologie des wissenschaftlichen Instituts IRCSS San Raffaele, Mailand, die Gen- und Zelltherapie maßgeblich und leistete Pionierarbeit bei einem der ersten HSCT-Therapieprojekte: Der Einsatz induzierbarer Suizid-Gene ermöglicht es, alloreaktive T-Zellen nur bei einer GvHD gezielt auszuschalten, während sie unter normalen Bedingungen aktiv bleiben. In der Folge erweiterte sie mit ihrem Team das Feld der Krebsimmuntherapie und verfeinerte Schlüsseltechnologien der Gentherapie mit TCR und CAR. Ein Durchbruch gelang ihr mit der TCR-Gen-Editierung. Dabei werden T-Zellen dauerhaft so umprogrammiert, dass sie Krebszellen mit höherer Präzision und Persistenz bekämpfen können. Durch die gezielte Auswahl tumorspezifischer Antigene und optimaler tumor-gerichteter Rezeptoren gelang es Bonini, T-Zell-Therapien in lebende Medikamente zu verwandeln – fähig, Krebszellen gezielt zu identifizieren und wirksam zu zerstören. „Wir verfügen heute über die Werkzeuge für gezieltes Genome Editing. Die nächste Herausforderung liegt darin, die idealen Kombinationen aus TCRs und tumorspezifischen Antigenen zu identifizieren – für noch wirksamere Therapien“, so Bonini.

Ziel: TCR-Editierung für verschiedene Krebsarten

Durch weitere Untersuchungen konnte Bonini dieses Wissen auch auf solide Tumore übertragen: „Unser Ziel ist es, einen TCR-Ansatz zu entwickeln, der zur Erzeugung von TCR-editierten Zellprodukten für eine Vielzahl von Krebsarten genutzt werden kann. Angesichts der bisher begrenzten Erfolge bei soliden Tumoren eröffnet dieser Fortschritt das Potenzial für einen echten Durchbruch“, sagt Bonini, die auch in den Vorständen verschiedener wissenschaftlicher Gesellschaften für Zell- und Gentherapie, Hämatologie und Stammzelltransplantation tätig ist, darunter ASGCT, ESGCT, EHA und EBMT.

DKMS-Wissenschaftspreis erinnert an Mechtild Harf

Der DKMS Mechtild Harf Wissenschaftspreis trägt den Namen der verstorbenen Ehefrau von DKMS-Gründer Peter Harf und Mutter von Katharina Harf, der Vorsitzenden des DKMS-Stiftungsvorstands. Mechtild Harf litt unter Leukämie und eine Knochenmarktransplantation war die einzige Behandlungsmöglichkeit. In ihrer Familie fand sich jedoch kein geeigneter Spender. Die zweifache Mutter verstarb 1991.

Förderung junger Talente: DKMS John Hansen Research Grant 2025

Im Rahmen der Preisverleihung zeichnete die DKMS zudem 4 herausragende Stipendiat:innen mit dem DKMS John Hansen Research Grant 2025 aus: Gabriele Casirati, MD, PhD (Boston Children's Hospital, Boston, USA), Susan E. De Wolf, MD (Memorial Sloan Kettering Cancer Center, New York, USA), Stephen Persaud, MD, PhD (Washington University School of Medicine, St. Louis, USA), und Abdur Rehman, PhD (The University of Texas MD Anderson Cancer Center, Houston, USA). Ihre Forschungsprojekte befassen sich unter anderem mit den Wechselwirkungen zwischen T-Zellen und leukämischen Blasten im Knochenmark, der Nutzung des Darmmikrobioms zur Verbesserung der Ergebnisse von CAR-T-Zelltherapien sowie der Entwicklung neuer Konditionierungsverfahren der nächsten Generation mit reduzierter Toxizität für HSCT. „Wir sind davon überzeugt, dass die Förderung des medizinischen und wissenschaftlichen Nachwuchses in der Blutkrebsforschung eine wertvolle Investition in die Zukunft ist“, betonte Prof. Dr. Marcel van den Brink, Vorsitzender des Medizinischen Beirats der DKMS.

Erster DKMS Special Grant für Forschung zur Verbesserung der Krebsbehandlung in Südafrika

Zum ersten Mal vergab die DKMS auch den DKMS Special Grant, der das Engagement der Organisation für eine bessere weltweite Krebsbehandlung bekräftigt. Die Preisträgerin, Dr. Brigid McMillan, MBChB (Stellenbosch University, Stellenbosch, Südafrika), erforscht und beschreibt Hürden bei der spezialisierten hämatologischen Versorgung im südlichen Afrika. Mit diesem Zuschuss soll ihre Forschung zur Verbesserung der Krebsbehandlung in Südafrika unterstützt werden.

Arzt und Patient im Gespräch

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Quelle:

Verleihung des DKMS Mechthild Harf Science Award und des DKMS John Hansen Research Grant anlässlich des EBMT 2025; Florenz, 31. März 2025; Veranstalter: DKMS Group gGmbH