Journal Hämatologie

Anämien | Beiträge ab Seite 4

Einleitung

Anämie (Blutarmut)

Anämie, umgangssprachlich als Blutarmut bekannt, betrifft weltweit Millionen von Menschen und stellt eine ernsthafte Gesundheitsgefahr dar. Diese Erkrankung, die durch einen Mangel an roten Blutkörperchen oder Hämoglobin gekennzeichnet ist, beeinträchtigt die Fähigkeit des Blutes, Sauerstoff effizient zu transportieren. Die Symptome sind vielfältig und reichen von Müdigkeit und Schwäche bis hin zu schwerwiegenderen Komplikationen wie Herzproblemen. Besonders betroffen sind Kinder und Frauen im gebärfähigen Alter, was die globale Dimension und Dringlichkeit des Problems unterstreicht. Ursachen für Anämie sind vielfältig und können von Eisenmangel über chronische Erkrankungen bis hin zu genetischen Störungen reichen. Die Diagnose und Therapie erfordern eine sorgfältige medizinische Überwachung, um die Lebensqualität der Patient:innen zu verbessern und schwerwiegende Folgen zu verhindern.
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Beiträge zum Thema Anämien

Medizin

Erstlinientherapie der aplastischen Anämie

Mit equinem Antithymozytenglobulin steht die im Januar 2022 zugelassene Therapie für Erwachsene und Kinder ab 2 Jahren, die an einer erworbenen moderaten bis schweren aplastischen Anämie erkrankt sind und für die eine hämatopoetische Stammzelltransplantation (HSZT) nicht geeignet oder kein:e Stammzellspender:in verfügbar ist, ab sofort zur Verfügung. Das Präparat ist Teil der Erstlinientherapie in der immunsuppressiven Behandlung der aplastischen Anämie (1, 2) und in Europa das einzige verfügbare Präparat der ersten Wahl für diesen Einsatzzweck.
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Weitere Anämien

Neue Perspektive in der Therapie der Kälteagglutinin-Erkrankung

Die Kälteagglutinin-Erkrankung (CAD) ist eine durch Kälteantikörper ausgelöste sehr seltene autoimmunhämolytische Anämie mit hohem Thromboserisiko und erhöhter Letalität, wie Prof. Dr. Alexander Röth, Essen, berichtete. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 67 Jahren. Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen. Klinisch präsentiert sich die CAD durch Komplement-vermittelte Symptome (Hämolyse/hämolytische Anämie, Fatigue, Dyspnoe, Hämoglobinurie, Ikterus) und durch Kälteagglutinin-vermittelte Symptome (Akrozyanose, Raynaud-Phänomen, Livedo reticulareis, Gangrän). Bei Patient:innen mit CAD besteht ein hoher ungedeckter medizinischer Bedarf, da die bisherigen Behandlungsstrategien mit B-Zell-gerichteten Immunchemotherapien im Hinblick auf Ansprechen und Sicherheit laut Röth problematisch sind.
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Gesundheitspolitik

Klassifikationen: Endgültige Fassung der ICD-10-GM 2023 veröffentlicht

Das BfArM hat die endgültige Fassung der ICD-10-GM Version 2023 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, 10. Revision, German Modification) veröffentlicht. Die ICD-10-GM bildet zusammen mit dem Operationen- und Prozedurenschlüssel (OPS) die Basis für die Entgeltsysteme in der ambulanten und stationären Versorgung sowie weiteren Anwendungsbereichen.
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Medizin

Sichelzellkrankheit: Markteinführung von Voxelotor

Nach der Zulassung durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) im Februar 2022 können Patient:innen mit Sichelzellkrankheit nun auch in Deutschland von der Behandlung einer hämolytischen Anämie mit Voxelotor profitieren. Das Präparat kann als Monotherapie oder in Kombination mit Hydroxycarbamid bei Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen ab dem Alter von 12 Jahren angewendet werden (1). Während die bis dato verfügbaren Therapien vor allem auf die Linderung der Symptome abzielen, setzt Voxelotor an der molekularen Ursache der seltenen genetischen Erkrankung an (1). Das verschreibungspflichtige Arzneimittel wird 1x täglich oral eingenommen. Die empfohlene Dosis beträgt 1.500 mg (3 Filmtabletten zu je 500 mg).
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Medizin

CRISPR/Cas9: Sehr gute Behandlungsergebnisse mit Sichelzellkrankheit und Beta-Thalassämie

Der Sichelzellkrankheit und Beta-Thalassämie liegen jeweils erblich bedingte Gendefekte zugrunde. Hoffnung auf Heilung bot bis vor einiger Zeit einzig eine Stammzelltransplantation. Mit Hilfe der CRISPR/Cas9-Gentherapie könnte sich das zukünftig ändern. Diese Annahme unterstreichen auch die bisher mehr als 15 Patienten mit diesen Gendefekten, die auch in der Abteilung für Pädiatrische Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation des Universitätsklinikums Regensburg (UKR) erfolgreich behandelt wurden.
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PNH

Update zur paroxysmalen nächtlichen Hämoglobinurie

Die paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie (PNH) ist eine seltene, durch eine oder mehrere erworbene Mutationen hervorgerufene hämatologische Erkrankung aus der Gruppe der Knochenmarkversagen-Erkrankungen („bone marrow failure syndromes“, BMFS, Abb. 1). Unbehandelt sind die Hauptmerkmale bei hämolytischer PNH intravasale Hämolyse, Thrombophilie, Zytopenie und schleichende Fatigue. Thromboembolische Ereignisse waren historisch für eine deutlich verringerte Überlebenszeit von PNH-Patient:innen verantwortlich (1). Die Zytopenien reichen von subklinischen Formen bis zur Panzytopenie. Das variable klinische Erscheinungsbild der Krankheit erschwert – insbesondere bei fehlender oder missinterpretierter Hämoglobinurie – manchmal eine adäquate Diagnostik. Als Teil der BMFS kann die PNH vordergründig als primär hämolytische PNH (um die es im Folgenden vor allem gehen soll) oder als „Begleiterscheinung“ anderer BMFS wie Aplastischer Anämie (AA) oder myelodysplastischer Syndrome (MDS) auftreten.
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PNH

Update zur paroxysmalen nächtlichen Hämoglobinurie

Die paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie (PNH) ist eine seltene, durch eine oder mehrere erworbene Mutationen hervorgerufene hämatologische Erkrankung aus der Gruppe der Knochenmarkversagen-Erkrankungen („bone marrow failure syndromes“, BMFS, Abb. 1). Unbehandelt sind die Hauptmerkmale bei hämolytischer PNH intravasale Hämolyse, Thrombophilie, Zytopenie und schleichende Fatigue. Thromboembolische Ereignisse waren historisch für eine deutlich verringerte Überlebenszeit von PNH-Patient:innen verantwortlich (1). Die Zytopenien reichen von subklinischen Formen bis zur Panzytopenie. Das variable klinische Erscheinungsbild der Krankheit erschwert – insbesondere bei fehlender oder missinterpretierter Hämoglobinurie – manchmal eine adäquate Diagnostik. Als Teil der BMFS kann die PNH vordergründig als primär hämolytische PNH (um die es im Folgenden vor allem gehen soll) oder als „Begleiterscheinung“ anderer BMFS wie Aplastischer Anämie (AA) oder myelodysplastischer Syndrome (MDS) auftreten.
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Sichelzellkrankheit

Sichelzellkrankheit: Reduktion vasookklusiver Krisen dringend notwendig

Die Sichelzellkrankheit (SCD) ist eine erblich bedingte Multiorgankrankheit, die sich klinisch u.a. mit chronischer hämolytischer Anämie, erhöhter Infektneigung, schmerzhaften rezidivierenden vasookklusiven Krisen (VOCs) und damit verbundenen Organschäden präsentiert (1). Insbesondere die VOCs sind mit relevanter Morbidität und Mortalität assoziiert und stellen die Hauptursache für Krankenhausaufenthalte von SCD-Patienten dar (1). Beim EHA 2021 vorgestellte aktuelle Studiendaten fokussierten darauf, Risikofaktoren für VOCs in der Versorgungsroutine besser zu erkennen und einfacher zu dokumentieren (2, 3).
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Medizin

PNH: Neuer oraler Faktor-B-Inhibitor Iptacopan zeigt in Phase-II-Studie Wirksamkeit in der Erstlinie

Behandlungsstandard bei der paroxysmalen nächtlichen Hämoglobinurie (PNH) sind monoklonale Antikörper gegen die Komplement-Komponente 5 (C5). Allerdings bleiben trotz der Therapie 20 bis 50% der Patienten aufgrund einer weiterhin bestehenden extravaskulären Hämolyse transfusionsabhängig und weitere 20 bis 40% zeigen nach wie vor eine Anämie unterschiedlicher Ausprägung. Nun konnte erstmals ein Vertreter einer neuen Wirkstoffklasse bei der PNH seine Wirksamkeit und gute Verträglichkeit zeigen. Wie bei der virtuellen EHA-Jahrestagung 2021 zu hören war, führte der neue orale Faktor-B-Inhibitor Iptacopan, der sowohl die intra- als auch die extravaskuläre Hämolyse bei der PNH hemmt, in einer Phase-II-Studie zu einer Normalisierung verschiedener hämolytischer Marker und zur Überwindung der Anämie (1).
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Thalassämie

BEYOND-Studie: Luspatercept bei nicht-transfusionsabhängiger β-Thalassämie

Patienten mit nicht-transfusionsabhängiger (NTD) β-Thalassämie entwickeln eine  chronische Anämie und andere schwerwiegende Komplikationen, die das Überleben und die Lebensqualität (QoL) beeinträchtigen. Die BEYOND-Studie (NCT03342404) ist eine doppelblinde, randomisierte, multizentrische Phase-II-Studie zur Bestimmung der Wirksamkeit und Sicherheit von Luspatercept im Vergleich zu Placebo bei Erwachsenen mit NTD β-Thalassämie (1). β-Thalassämie ist eine durch eine ineffektive Erythropoese und eine gestörte Reifung der roten Blutkörperchen gekennzeichnete hereditäre Hämoglobinopathie.
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Sichelzellkrankheit

Vaso­okklusive Krisen bei der Sichelzellkrankheit: Trend zu geringerem Opioid-Einsatz unter Crizanlizumab

Der Anti-P-Selektin-Antikörper Crizanlizumab* ist seit Oktober 2020 zur Prävention wiederkehrender vasookklusiver­ Krisen (VOCs, vaso-occlusive crisis) bei Patienten ab 16 Jahren mit Sichelzellkrankheit (SCD, sickle cell disease) zuge­lassen. Er wird als Zusatztherapie zu Hydroxyurea/Hydroxycarbamid (HU/HC) oder als Monotherapie bei Pa­tienten eingesetzt, für die HU/HC unzureichend oder nicht geeignet ist (1). Zulassungsrelevant war die Phase-II-Studie SUSTAIN, die unter Crizanlizumab eine relevante Verminderung von VOCs gegenüber Placebo gezeigt hatte (2). Eine aktuelle Post-hoc-Analyse** der Studie, die bei der Jahrestagung der American Society of Hematology (ASH) 2020 präsentiert wurde, legt nun nahe, dass unter dem Einfluss des Anti-P-Selektin-Antikörpers auch der Opioid-Verbrauch zum Management der schmerzhaften VOCs zurückgeht (3).
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Sichelzellkrankheit

Sichelzellkrankheit: Verbesserung der Lebensqualität ist wichtigstes Therapieziel aus Sicht der Patienten

Bei einem Satelliten-Symposium von Novartis im Rahmen der virtuellen Jahrestagung der European Hematology Association (EHA) 2020 stellten Experten die Ergebnisse des „International Sickle Cell World Assessment Surveys“ (SWAY) vor, der größten jemals durchgeführten globalen Umfrage zur Sichelzellkrankheit (SCD). Die aktuellen Daten unterstreichen den negativen Einfluss der Erkrankung auf alle Bereiche des täglichen Lebens und werfen ein Licht auf die Behandlungsoptionen der Patienten, die sich seit Jahrzehnten kaum verbessert haben. Die Patienten gaben an, dass das Erreichen einer besseren Lebensqualität für sie oberste Priorität habe.
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PNH

Update zur paroxysmalen nächtlichen Hämoglobinurie

Die paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie (PNH) ist eine sehr seltene Erkrankung mit unspezifischer und äußerst variabel ausgeprägter Symptomatik mit intravasaler Hämolyse, Thrombophilie sowie Zytopenien und beruht auf einer erworbenen Mutation im PIGA-Gen (Phosphatidylinositol Glycan Anker Biosynthese Klasse A, PIG-A) der hämatopoetischen Stammzelle, die zu einem Verlust von Glycosylphosphatidylinositol (GPI)-verankerten Oberflächenmolekülen führt. Die GPI-Defizienz setzt die Erythrozyten ungeschützt der Komplement-vermittelten intravasalen Hämolyse aus und begünstigt thrombembolische Ereignisse bevorzugt in atypischen Lokalisationen. Die Komplement-Inhibition mit C5-Antikörpern ist als effektive Therapie der PNH zur Unterdrückung der Hämolyse, Thrombophilie und ihrer Folgen etabliert.
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Weitere Anämien

Aplastische Anämie: Neue Therapieoptionen

Die Aplastische Anämie (AA) ist eine seltene Erkrankung aus dem Formenkreis der Bone-Marrow-Failure-Syndrome (BMFS). Pathophysiologisch liegt meistens ein autoimmunvermittelter T-Zell-Angriff auf das hämatopoetische Stammzellkompartiment vor, der je nach Schweregrad zu lebensbedrohlichen (Pan-)Zytopenien führt. Aktuell existieren in Abhängigkeit von Alter und Allgemeinzustand des betroffenen Patienten 2 alternative, klinisch relevante Therapiestrategien für die schwere Verlaufsform der Aplastischen Anämie (sAA): Eine immunsuppressive Therapie bestehend aus Ciclosporin A allein (v.a. bei älteren, komorbiden Patienten) bzw. in Kombination mit Anti-thymozytenglobulin (ATG), oder eine allogene Stammzelltransplantation, vorzugsweise in Form einer Knochenmarktransplantation. Für die Entscheidungsfindung zwischen beiden Strategien sind 3 Faktoren relevant: neben dem Alter des Patienten die Verfügbarkeit eines passenden Stammzellspenders und der erklärte Wille des Spenders zur Knochenmarkspende (anstatt der weniger belastenden Sammlung peripherer Blutstammzellen durch ein Aphereseverfahren). Der CME-Beitrag fasst die wichtigsten Aspekte der jeweiligen Therapieformen in der Erst- und Zweitliniensituation zusammen und beschreibt grundsätzliche Überlegungen hinsichtlich des möglichen Nebenwirkungsprofils, die bei der Therapieentscheidung zu berücksichtigen sind. Zudem erfolgt eine Darstellung innovativer neuer möglicher Optionen zur Behandlung der AA.
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