Zi-Statement zur 3. Runde der Honorarverhandlungen zwischen KBV und GKV-Spitzenverband
Vor der beginnenden 3. Runde der Honorarverhandlungen zwischen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und dem GKV-Spitzenverband hat der Krankenkassenverband ein Argumentationspapier und Faktenblatt zur Vergütung vertragsärztlicher Leistungen veröffentlicht. Hierzu erklärt der Vorstandsvorsitzende des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi), Dr. Dominik von Stillfried:
Berufsbild der Medizinischen Fachangestellten mittlerweile Engpassberuf
In Zeiten eines sich immer weiter zuspitzenden Fachkräftemangels verkennt der Krankenkassenverband zudem völlig die Rolle der Arztpraxen als Arbeitgeber mit großer gesellschaftlicher Verantwortung. So bewertet die Bundesagentur für Arbeit das Berufsbild der Medizinischen Fachangestellten mittlerweile als Engpassberuf. Im Juli 2022 waren hier 9.598 offene Stellen registriert. Dieser Wert lag damit deutlich höher als im Juli 2019 als lediglich 6.748 Medizinische Fachangestellte gesucht wurden; dies ist ein Plus von 42%.Vertragsärztliche Versorgung ist tragende Säule der medizinischen Versorgung
Die vertragsärztliche Versorgung ist mit rund 600 Millionen Behandlungsfällen pro Jahr die tragende Säule der medizinischen Versorgung in Deutschland. Dennoch lag der Ausgabenanstieg im Jahr 2021 für ärztliche Behandlungen mit einem geringen Zuwachs von 1,8% deutlich unter dem Anstieg der gesamten Leistungsausgaben (+5,7%) und damit auch unter den Entwicklungen bei den GKV-Beitragseinnahmen. Dabei profitiert die GKV von steigenden Lohnsummen: Die Beitragseinnahmen sind im Jahr 2021 um 3,4% angestiegen, im 1. Halbjahr 2022 sogar um 4,1%. Laut Bundesagentur für Arbeit ist die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten mit 45,6 Millionen im Juli 2022 um 571.000 erneut deutlich höher ausgefallen.Lesen Sie mehr zu diesem Thema:
Deutliche Kostensteigerungen in Arztpraxen durch Fachkräftemangel und hohe Inflation
Erschienen am 31.08.2022 • Die Ausgaben für den Praxisbetrieb sind in den Jahren 2017-2020 um durchschnittlich 13,2% gestiegen, woran liegt das?
Erschienen am 31.08.2022 • Die Ausgaben für den Praxisbetrieb sind in den Jahren 2017-2020 um durchschnittlich 13,2% gestiegen, woran...
Fast 25% der Vertragsärzte- und Psychotherapeutenschaft sind als Angestellte tätig
Auch wird der hohe Anteil angestellter Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, die mit 45.895 Personen fast 25% der Vertragsärzte- und Psychotherapeutenschaft ausmachen, außer Acht gelassen. Hier lohnt sich ein Blick auf die Tarifentwicklung im Krankenhaus: Die Klinikärztegewerkschaft Marburger Bund hat in den gerade abgeschlossenen Tarifverhandlungen eine steuer- und sozialabgabenfreie Einmalzahlung in Höhe von 4.500 Euro als Inflationsausgleich erzielt. Das entspricht einer Tariferhöhung um bis zu 6,97%.Kein Verständnis für Nullrunde in der ambulanten Versorgung
Vor dem Hintergrund dieser Zahlen und dem enormen Beitrag der ambulanten Versorgung in der Corona-Pandemie, bei der viele Vertragsärztinnen und -ärzte sowie deren Praxisteams bis an den Rand der Erschöpfung für ihre Patientinnen und Patienten da waren, liest sich die Forderung des GKV-Spitzenverbands nach einer Nullrunde für die Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten als ein Akt der Geringschätzung für die ambulante Versorgung. Zudem ist diese Haltung schwer verständlich, da die Folge eine schleichende Verschlechterung der medizinischen Versorgung der 73 Millionen gesetzlich Versicherten wäre. Das kann nicht im Interesse der Versicherten sein.“Quelle:Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi)